von Christina Repolsut
40 junge WissenschaftlerInnen, über 100 Interessierte, über 10 Betroffene: Auch wenn sich Erfolge nicht ausschließlich in Zahlen wiedergeben lassen – die Salzburger Anstöße 2009 zum Thema „Menschenwürdige Arbeit – menschenwürdige Arbeitslosigkeit“ haben echte Anstöße gegeben. So ist sich Edith Mansy Sadek, eine Betroffene, sicher, demnächst einen Englischkurs zu besuchen: „Ich möchte mein Englisch wieder auffrischen, für mich und um in diesen spannenden Diskussionen mitreden zu können.“
Zum dritten Mal veranstaltet die Salzburger Ethik Initiative die Salzburger Anstöße in St. Virgil Salzburg, DDDr. Clemens Sedmak und seine wissenschaftlichen MitarbeiterInnen boten den TeilnehmerInnen kreative Zugänge zum Thema. Realisierbare Vorschläge für die regionale Ebene wurden diskutiert und entwickelt – „dabei gilt es auch die Lebensqualität aller Menschen zu verbessern, die in einem Arbeitsverhältnis stehen und zu neuen Wegen des Nachdenkens über Arbeit bzw. Beschäftigung zu ermutigen“, fasst Sedmak die Intention der Anstöße zusammen.
Von Dienstag, 26. Mai bis Freitag, 29. Mai, nahmen auch Langzeitarbeitslose als ExpertInnen an den Anstößen teil: „Wir sind hier gehört worden. Unsere Anliegen sind notiert und immer wieder in die Diskussion eingebracht worden, wir wurden wirklich als ExpertInnen wahrgenommen.“ Warum bzw. wie wird jemand arbeitslos? „Meine Firma hat zugesperrt, ich war arbeitslos, habe aber gedacht, dass ich ohnehin sofort wieder eine andere Stelle finde. Arbeitslos sind doch immer die anderen. Plötzlich ist man es selber, das habe ich einige Monate gar nicht realisiert“, erzählt eine Teilnehmerin.
Forderungen wie die nach einer Arbeitslosengewerkschaft lassen aufhorchen, auch die klaren Worte des Salzburger Erzbischofs Dr. Alois Kothgasser: „Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist wesentlich auch eine Krise von innen, eine moralische Krise.“ Rechtliche Absicherung, hinreichende Entlohnung, Sicherheit am Arbeitsplatz sowie sozialer Dialog nennt Kothgasser in Anlehnung an die Internationalen Arbeitsorganisationen als die vier Säulen menschenwürdiger Arbeit. „Ich fordere die 3-Tage-Woche und das bedingungslose Grundsicherung“, zeigte sich die emeritierte Literaturprofessorin und Muße-Expertin Gisela Dischner am Podium kämpferisch. Die Diskussionen über Kompensationen, über die Kosten krankmachender Arbeitsbedingungen und die Schaffung Regionen neuer Menschlichkeit gehen weiter, überwinden eingefahrene Denkmuster, geben verlässlich Anstoß zur Verbesserung.
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Diskussion in einem Cluster
Plenumsdiskussion mit Prof. Dischner
Eine Schulklasse bei der Präsentationsveranstaltung
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